Roman ewige Leben

Die Suche nach dem Ewigen Leben - Der Ortschronist Siebo Woydt forscht in alten Klöstern

Wer wünscht sich nicht ein Geheimrezept, um zur Unsterblichkeit zu erlangen? - Seit alters her sind Menschen darum bemüht, geheimnisvollen und mystischen Büchern hinterherzujagen, von denen eine verheißungsvolle Aura ausgeht. Da ist durchaus etwas dran, wie uns nun eine spannende Geschichte aus dem Mittelalter verrät ...

Seit 2021 schwingt der mecklenburgische Autor Siebo Woydt die Feder und verfasst historische Abenteuerromane und Kriminalgeschichten. In seiner Heimat ist er immer den Geheimnissen der Geschichte auf der Spur. In seinem neuen Roman "Die Versuchung der Unsterblichkeit" erzählt er auf spannende Art und Weise von der Suche nach dem Ewigen Leben.

Ohne zu viel zu verraten, stellte er sich anlässlich des Erscheinens seines Romans für ein Interview zur Verfügung.

Mit Ihrem neuen Roman „Die Versuchung der Unsterblichkeit“ betreten Sie die spannende und mythisch umwobene Zeit der mittelalterlichen Quest. Worum geht es in Ihrer Erzählung?

Mittelalter Mystery

Der Historiker Bellstedt wird auf eine Baustelle im Keller eines Braunschweiger Klosters gerufen und findet dort ein verschollenes Manuskript aus dem Mittelalter. Er identifiziert es sofort als gefährlichstes Buch der Welt, denn er kennt die Handschrift der Person, die es geschrieben hat. Mit dem Manuskript zieht er sich in die Einsamkeit eines mecklenburgischen Dörfchens mitten im Wald zurück und geht dort dem Geheimnis des Textes auf den Grund: Es ist die Reisebeschreibung des Mönches Mamertus, der im Jahr 1189 vom Harz nach Dargun in Mecklenburg zog, um ein bestimmtes Buch zu finden und zu vernichten; in diesem alten Buch soll das Geheimnis der Unsterblichkeit aufgezeichnet sein. Bei der Mission des Mönches überschneiden sich kirchliche und weltliche Interessen, daher wird er von einem Ritter begleitet.

Es gibt in meinem Buch zwei Erzählstränge. In einem Strang verfolgen wir die Entzifferung des mittelalterlichen Manuskriptes durch den Historiker und seine Zeit im Dörfchen Tüwkow-Ausbau, in der er bedrängt und mit Aberglaube konfrontiert wird. In dem zweiten Strang erleben wir begleitend zu seiner Arbeit die mittelalterliche Reise des Mönches mit all ihren Gefahren, bis Mamertus schließlich das Buch der Unsterblichkeit in der Hand hält und gezwungen wird, das Ritual anzuwenden.

Welche Bedeutung nimmt die Quest als literarisches Motiv in Ihrem Buch ein?

Die Quest ist eine uralte Erzählstruktur, um Heldengeschichten zu überliefern. Wir kennen sie vor allem aus mittelalterlichen Texten, wie z.B. den Sagen um die Ritter der Tafelrunde mit ihrer Suche nach dem Heiligen Gral: Ein Held wird mit einer Mission betreut, muss gegen alle Gefahren und Hindernisse ein Ziel erreichen und erfährt dabei Reifung und Läuterung. Damit war früh klar, dass sich diese Erzählform, eigentlich der Vorläufer aller Abenteuerromane, gerade für eine spannende Geschichte aus dem Mittelalter eignet. Ich habe das nur so weit angepasst, dass neben der typischen Heldenfigur (dem Ritter Utz von Bärklingen, der den Mönch Mamertus begleitet und den ritterlichen Idealen seiner Zeit verschrieben ist) die Hauptfigur ein widerwilliger Held ist. Der Zisterziensermönch und Schriftgelehrte Mamertus wird von seinem Orden auf diese Mission geschickt, ohne gefragt zu werden. Der Gegensatz dieser beiden Figuren sorgt dafür, dass ›Die Versuchung der Unsterblichkeit‹ mit einigen Konflikten und ungleichen Interessen ausgestattet ist.

Wie kann man sich die Neugier des Historiker Bellstedt als Triebkraft für die Handlung des Romans vorstellen?

Professor Bellstedt ist Wissenschaftler an der Universität Hamburg, er beschreibt sich mit »Ich lehre komparative Mediävistik.« Das ist nicht das übliche Material für einen Helden, bei dieser Tätigkeit erlebt er seine Abenteuer am Schreibtisch. Sobald er die Handschrift erkannt hat, in der das mittelalterliche Manuskript abgefasst ist (schon mal ein Zeugnis seiner Belesenheit und seiner akademischen Fähigkeiten) begreift er die Verantwortung, der er jetzt hat. Er ist sogar kühn genug, das Manuskript an sich zu bringen und damit an einen einsamen und vermeintlich sicheren Ort in der Tiefe des Mecklenburger Hinterlandes zu fliehen. Neben dem akademischen Interesse gibt es also hohen Anteil persönlicher Betroffenheit an dieser Mission. Er zieht gewissermaßen in eine eigene Quest und gerät unter ihren Einfluss. Seine Quest spiegelt die Mission des Mönches im Jahr 1189, auch hier ist ein Mann auf der Suche nach dem Inhalt eines gefährlichen Buchs.

Schwang beim Verschriftlichen des Romans auch etwas wie Ihr eigener Wunsch nach ewigem Leben mit?

Mittelalter Fantasy

Nein, auf keinen Fall. Ich glaube, wenn wir unsterblich wären, dann würden wir mit unser Zeit nichts Richtiges mehr anfangen. Wir könnten ja alles auf Morgen verschieben, ohne schlechtes Gewissen zu haben.

Warum spielt die Handlung genau in der Osterzeit 1189?

Der Frühling ist immer die Zeit des Aufbruchs und des Neuen. Die Reisegruppe um Mamertus und den Ritter muss den kalten Winter noch in einem Kloster im Harz verbringen und bricht dann in den Frühling auf. Für Mamertus ist natürlich das Osterfest der Höhepunkt des Frühlings. Auf der anderen Seite bietet Ostern als Fest der Auferstehung eine gute Kulisse für das Thema Unsterblichkeit, die ist ja so etwas wie die ewige Auferstehung von den Toten, sozusagen die Emanzipation vom Sterben. Damit wird einer der Gründe für die Mission des Mönches aufgegriffen: Der Mensch würde durch die Erlangung der Unsterblichkeit mit Gott gleich, das kann die Kirche nicht zulassen, also muss das Buch mit dem Ritual der Unsterblichkeit vernichtet werden.

Womit kann der Leser während der Abenteuerreise des Mönches und des Ritters rechnen?

Es gibt viele Details zum klösterlichen und weltlichen Leben dieser Zeit, unter anderem zur Küche des Mittelalters. Dieser zweite Erzählstrang, die Reise von Mönch, Ritter und ihrem kleinen Tross vom Harz zum Kloster Dargun in die Wildnis Mecklenburgs zur Zeit der ersten Christianisierung, kann man auch als mittelalterliches Roadmovie lesen, sie stoßen auf Misstrauen, Ablehnung, treffen Leprakranke, begeben sich in die Hände eines einheimischen Führers, müssen oft genug im Freien übernachten und werden überfallen. Und es wird immer deutlicher, dass Mönch und Ritter ganz unterschiedliche Erwartungen an das Ende ihrer Reise haben.

Schaffen es die beiden, das Buch zu vernichten?

Die gute Nachricht ist, dass sie das Buch finden und dass es Mamertus auch gelingt, das Buch zu verstehen. Aber als Autor muss man seine Figuren vor allem quälen. Sie sind zu sechst aufgebrochen und nur einer von ihnen wird den Heimweg antreten.

Das Interview führte C. Leeck.
Wuppertal, im Februar 2025.

Gedruckt oder als E-Book hier erhältlich!

Das Buch "Die Versuchung der Unsterblichkeit" ist im Buchhandel sowie bei uns im Verlag erhältlich, als gedrucktes Buch (ISBN 978-3-910347-67-0) und als EPUB (ISBN: 978-3-910347-68-7).

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